Verhaltenstherapie
Das Modell der Verhaltenstherapie (VT) geht davon aus, dass problematische Verhaltensweisen unter bestimmten Bedingungen erlernt wurden und bei ausreichender Motivation stets ein Umlernen möglich ist.
Die heute übliche Verhaltenstherapie wird Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) genannt, weil sie in den 1960iger Jahren durch so genannte kognitive Methoden erweitert wurde. Kognitive Methoden helfen dabei, Bewertungen von Situationen, Ereignissen, Personen etc. zu überprüfen und bei Bedarf hilfreiche Neubewertungen vorzunehmen. Bewertungen haben Auswirkungen auf das Denken, Fühlen und Handeln. Ungünstige (=dysfunktionale) Bewertungen können das Wohlbefinden stören bzw. die Gesundheit beeinträchtigen. Die Korrektur solcher ungünstigen Bewertungen kann im Umkehrschluss zur Verbesserung des Befindens und zur Wiederherstellung der Gesundheit beitragen.
Verhaltenstherapie ist lösungs- und ressourcenorientiert. Für konkrete Probleme der Gegenwart sollen Lösung gefunden werden. Auch Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiger Anspruch dieser therapeutischen Ausrichtung.
Eine Verhaltenstherapie beginnt typischerweise mit einer Verhaltensanalyse. Es wird erfragt, in welchen Situationen die geschilderte Problematik in Erscheinung tritt und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Besonders wichtig ist es zu verstehen, wodurch ein Symptom längerfristig aufrechterhalten wird.
Als Beispiel für eine solche Analyse sollen im Folgenden soziale Ängste dienen. Wer sich davor fürchtet von anderen Menschen abgelehnt zu werden und sich deshalb sozial isoliert, wird kaum die Möglichkeit haben, in zwischenmenschlichen Begegnungen gute Erfahrungen zu machen und damit seine Ängste abzubauen. Somit wird das hilfreiche Verhalten (neue, gute Erfahrungen machen) aufgrund der befürchteten Zurückweisung vermieden. Kurzfristig führt die Vermeidung zu einer Entlastung (Anspannung und Angstgefühle nehmen ab), langfristig jedoch verstärkt sich die Problematik.
Viele Strategien der Verhaltenstherapie beruhen auf dem Abbau von Vermeidungsverhalten, um somit den Weg für korrigierende Erfahrungen freizumachen. Besonders wichtig ist dieses Prinzip für die Rückbildung von Ängsten, die keine Schutzfunktion bieten (d.h. beim Vorliegen einer sogenannten Angststörung). In den Therapiesitzungen wird darauf hingearbeitet, über das Infragestellen bisheriger Bewertungen ein ausreichendes Maß an Sicherheit zu erlangen, um das Vermeidungsverhalten tatsächlich aufgeben zu können. Solange die Klientin/ der Klient die Vermeidung als Abwehr einer realen Bedrohung erlebt, wird sie/ er das Verhalten wahrscheinlich nicht ändern.
Für Menschen mit depressivem Erleben ist die Anwendung kognitiver Methoden im Rahmen einer Verhaltenstherapie gut geeignet. Das depressive Denken ist in typischer Weise ausgerichtet (pauschale Negativurteile über sich selbst, die Umwelt und die Zukunft). Ein systematisches Infragestellen und Verändern dieser problematischen Denkweisen kann zur Zurückbildung einer Depression beitragen.